Warum korrigiert der automatische Weißabgleich nicht jeden Farbstich?

Der automatische Weißabgleich einer Digitalkamera müsste doch eigentlich die unterschiedliche Farbtemperatur von Tages- und Kunstlicht ausgleichen, aber wenn ich bei Glühlampenlicht fotografiere, haben die Bilder einen orangenen Farbstich. Gibt es Kameras, deren Automatik solche Situationen besser bewältigt?

Ob Canon, …

… Fuji …

… oder Panasonic: Der automatische Weißabgleich keines Herstellers gleicht extreme Farbstiche aus

Im Gegensatz zum Tageslicht, das außer bei Sonnenauf- und -untergang alle Farben des Lichts in annähernd gleichen Anteilen enthält, herrscht im Glühlampenlicht Rot vor; Grün und Blau sind nur in geringerem Maße darin enthalten. Wenn unsere Fotos dennoch keinen Farbstich zeigen sollen, müssen wir einen zum vorherrschenden Licht passenden Weißabgleich wählen. Man könnte nun denken, dass der automatische Weißabgleich, wie ihn alle Digitalkameras als Standardeinstellung anbieten, diese Aufgabe ohne unsere Mithilfe bewältigen könnte, also das Übermaß von Rot im Glühlampenlicht erkennen und herausfiltern würde. Tatsächlich gelingt das in aller Regel nicht; trotz des automatischen Weißabgleichs bleibt ein Orangestich.

Der automatische Weißabgleich einer Digitalkamera gleicht die Farbe des Lichts nur in einem beschränkten Bereich aus, der das Licht von Glühlampen und selbst noch das kältere Licht von Halogenlampen nicht mit einschließt. Das ist unter anderem deshalb so eingerichtet, damit die charakteristische Stimmung nicht zerstört wird; auch das rote Licht eines Sonnenuntergangs würde der automatische Weißabgleich nicht gänzlich neutralisieren. Ein automatischer Weißabgleich ist zudem fehleranfällig und könnte die dominierende Farbe eines Motivs als Indiz für einen herauszufilternden Farbstich nehmen; die Selbstbeschränkung der Automatik hilft, solche Fehler zu vermeiden.

Wenn man hingegen auch starke Farbstiche korrigieren will, muss man einen an die Beleuchtung angepassten Weißabgleich auswählen. Üblicherweise gibt es Festwerte für das kühlere Licht des bedeckten Himmels, für Kunstlicht (meist ist hier Halogenlicht gemeint, seltener Glühlampenlicht) und für verschiedene Arten von Leuchtstoffröhren. Wenn diese Einstellungen nicht zum gewünschten neutralen Ergebnis führen, bleibt meist noch die Option eines individuellen Weißabgleichs. Dazu fotografiert man eine neutral weiße oder graue Fläche, sodass die Kamera den durch das Licht verursachten Farbstich erkennen und korrigieren kann. Damit erhält man dann auch in extremen Fällen eine neutrale Farbwiedergabe, die der automatische Weißabgleich nicht garantieren kann oder soll, denn für extreme Fälle ist er nicht gedacht.


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