Brauchen Digitalkameras UV- oder Skylightfilter?
Früher wurde oft empfohlen, an jedem Objektiv ein UV- oder Skylightfilter zu verwenden – einerseits zur Bildverbesserung, andererseits aber auch zum Schutz der Frontlinse. Ist das in der Digitalfotografie noch immer sinnvoll?

Im Tageslicht sind neben dem sichtbaren Licht zwischen Rot und Violett auch für das menschliche Auge unsichtbares infrarotes und ultraviolettes Licht enthalten. Besonders das Streulicht des blauen Himmels enthält neben Blau auch einen großen Anteil an Ultraviolett. Dieses UV-Licht ist für uns zwar unsichtbar, wird vom Film aber registriert, weshalb es in der analogen Fotografie sinnvoll ist, diesen Teil des Lichts herausfiltern. Auch Skylight-Filter unterdrücken UV-Licht, sind aber zusätzlich leicht rosa getönt, sodass die Farben wärmer wirken.
Abgesehen davon, dass schon die Linsen der heute gängigen Objektive den größten Teil des UV-Lichts herausfiltern, sind die Sensoren von Digitalkameras für den ultravioletten Teil des Spektrums kaum empfindlich – im Gegensatz zum für uns ebenso unsichtbaren Infrarot, das daher mit einem Sperrfilter auf dem Sensor unterdrückt werden muss. Diese Sperrfilter sind aber durchweg auch für UV-Licht undurchlässig, sodass es insgesamt keinerlei Veranlassung gibt, mit einem UV-Filter vor dem Objektiv noch für eine zusätzliche UV-Unterdrückung zu sorgen. Die zusätzliche Farbverschiebung durch ein Skylightfilter würde vermutlich durch den automatischen Weißabgleich wieder zunichte gemacht; andererseits könnte man mit der Wahl eines geeigneten Weißabgleichswerts – etwa „Bewölkt“ bei Sonnenschein – eine wärmere Farbabstimmung ganz ohne Filter erreichen.

Während UV- und Skylightfilter also einerseits in der Digitalfotografie unnütz sind, hätte ihr Einsatz auch einen Nachteil, denn wie jedes andere Filter vor dem Objektiv können sie Geisterbilder erzeugen. Diese Geisterbilder entstehen, weil ein Teil des auf den Sensor auftreffenden Lichts wieder in das Objektiv zurück geworfen wird, und wenn es dann auf der anderen Seite auf die Rückseite des Filters trifft, wird es ein zweites Mal reflektiert und erzeugt ein um die Bildmitte gespiegeltes Geisterbild. Normalerweise sind diese Geisterbilder so schwach, dass sie allenfalls den Kontrast vermindern, aber wenn – etwa bei Nachtaufnahmen – helle Lichtquellen im Bild sind, ist es kaum zu vermeiden, dass zusätzlich gespiegelte Versionen dieser Lichtquellen erscheinen. Viele Filter haben nützliche Anwendungen und lohnen trotz dieses Problems den Einsatz, aber für UV- und Skylightfilter gilt das nicht – nichts spricht dafür, aber alles gegen ihren Einsatz.
Somit bliebe nur noch der Zweitnutzen solcher Filter als Objektivschutz, aber auch dieser ist zweifelhaft. Die Frontlinsen moderner Objektive sind auch aufgrund ihrer harten Vergütung recht unempfindlich gegenüber mechanischen Beschädigungen, und wenn sich einmal Staubpartikel darauf festsetzen, kann man sie durch Anhauchen und vorsichtiges Abwischen mit einem Optikputztuch oder Einweg-Optikputzpapier problemlos entfernen. Den besten Schutz vor größeren Gegenständen, die eine Frontlinse beschädigen könnten, bietet eine Sonnenblende, wie man sie ohnehin zur Eliminierung des Streulichts nutzen sollte. Allenfalls in Situationen, in denen das Objektiv beispielsweise aufspritzendem Sand ausgesetzt ist, könnte ein Filter nützlich sein. Dies muss dann aber kein UV-Filter sein. Da es auf die eigentliche Filterwirkung nicht ankommt, wählt man besser spezielle Schutzfilter, wie sie die Filterhersteller im Programm haben, sollte dabei aber auf eine hochwertige Vergütung (möglichst auf beiden Seiten des Filterglases) achten, um störende Reflexionen gering zu halten. mjh
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