Das unaufhaltsame Display-Wachstum
12.03.2006 | mjh


Während andere Kenngrößen wie die Megapixelzahl oder die Geschwindigkeit der Digitalkameras kontinuierlich stiegen, schien sich an Größe und Auflösung der Displays lange Zeit nichts zu ändern. 2001 lag die durchschnittliche Displaydiagonale bei rund 1,7 Zoll und die Auflösung bei 110.000 Pixel, und in den folgenden Jahren gingen beide Werte im Durchschnitt sogar noch leicht zurück. Alle heute gängigen Displaygrößen waren auch schon vor fünf Jahren verfügbar, und die erste Digitalkamera mit einem 200.000 Pixel auflösenden 3,5-Zoll-Display, Ricohs RDC-i700, kam bereits im Jahr 2000 auf den Markt. Erst vor zwei Jahren begannen die Abmessungen und die Auflösung der Displays stetig zu wachsen, sodass ein durchschnittliches Display heute 2,4 Zoll misst und rund 145.000 Pixel auflöst. Displaydiagonale und Pixelzahl stehen allerdings in keinem festen Zusammenhang: ein 2,5-Zoll-Display kann 230.000, aber auch nur 115.000 Pixel darstellen.
Die Vorteile größerer Pixelzahlen sind offensichtlich: Vor und nach der Aufnahme kann man die Bilder besser beurteilen, die Scharfeinstellung zuverlässiger kontrollieren und auch noch feine Details erkennen. Eingeblendete Belichtungsdaten oder ein Live-Histogramm benötigen einen kleineren Prozentsatz der Pixel und lassen einen größeren Teil des Sucherbildes sichtbar. Displays mit größerer Diagonale sorgen dafür, dass man die vergrößerte Pixelzahl besser erfassen kann, aber das heißt nicht, dass ein großes Display mit niedriger Pixelzahl bloßes Blendwerk ist, um eine Kamera attraktiver erscheinen zu lassen. Kameradisplays haben eine vielfach höhere Auflösung als Computerdisplays; statt rund 96 ppi sind 150 bis 300 ppi üblich. Selbst ein 2,5-Zoll-Display mit nur 77.000 Pixeln hat noch eine deutlich höhere Pixeldichte als gängige TFT-Displays für PCs.
Das anscheinend unaufhaltsame Displaywachstum schafft allerdings auch Probleme. Auf der Rückseite von Ultrakompaktkameras lassen schon 2,5-Zoll-Displays kaum noch Platz für einen optischen Sucher, für die Bedienelemente bleibt nur ein schmaler Streifen an der Seite und bei manchen Modellen rutscht der Daumen, mit dem man die Kamera hält, auf das Display, da er anderswo keinen Halt findet. Dennoch hat in diesem Jahr fast jeder Hersteller ein Kompaktmodell mit 3,0-Zoll-Display herausgebracht, und mit Ausnahme von Sonys Cyber-shot DSC-H5 handelt es sich dabei um Ultrakompaktkameras und Superminis, bei denen das Display nur auf Kosten anderer Komponenten wachsen konnte. Der Sinn eines fortgesetzen Displaywachstums ist zweifelhaft: Mit einer Displaydiagonale von 2,5 Zoll scheint ein sinnvolles Größenmaximum erreicht zu sein; eine weitere Steigerung bringt keinen dramatischen Zugewinn an Übersichtlichkeit, macht es den Designern aber immer schwerer, ergonomische Anforderungen an eine Kompaktkamera zu erfüllen.
Das bedeutet nicht, dass die gängigen 2,5-Zoll-Displays mit rund 230.000 Pixeln schon den Endpunkt der Entwicklung markieren müssten, aber Spielraum für Verbesserungen findet man in ganz anderen Bereichen als denen der Größe und Pixelzahl. Dazu gehören die Helligkeit und andere Faktoren, die die Erkennbarkeit des Displaybildes im Sonnenlicht verbessern, aber auch die Ablesbarkeit aus einem breiten Betrachtungswinkel – man möchte seine Bilder ja auch mehreren Freunden zeigen können, ohne die Kamera im Wiedergabemodus ständig hin und her schwenken zu müssen.
Nicht zuletzt sollte die Displaydarstellung – und das betrifft weniger die Displaytechnologie als die interne Bildverarbeitung – realistischer werden: Meist werden der Kontrast und die Farbsättigung des Displaybildes angehoben, was leicht zu Fehlern bei der Beurteilung der Belichtung führt. Wenn auf dem Display keine Zeichnung in den Lichtern mehr zu erkennen ist, was auf eine Überbelichtung schließen ließe, liegt dies oft nur am übertrieben hohen Kontrast der Displaydarstellung; die Aufnahme selbst mag durchaus korrekt belichtet sein. Der Vorteil des Displays (oder auch eines elektronischen Suchers) gegenüber einem optischen Sucher liegt ja darin, dass es eine Kontrolle der vom Sensor tatsächlich registrierten Bilddaten erlaubt, aber um daraus einen Nutzen ziehen zu können, muss das Displaybild möglichst farb- und tonwertgetreu sein.
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