Welche Blende liefert das schärfste Bild?

Die Blende eines Objektivs erfüllt gleich mehrere Aufgaben. Sie regelt die Lichtmenge, die auf den Bildwandler fällt, und ist daher neben der Verschlusszeit der zweite Parameter, der die Belichtung bestimmt. Die Blende hat aber auch eine gestaltende Wirkung: Je kleiner die Blendenöffnung, desto größer ist die Schärfentiefe, also die Zone vor und hinter der Schärfenebene, in der Motive immer noch scharf abgebildet werden. Durch Abblenden, also ein Verkleinern der Blendenöffnung, kann man auch einige Abbildungsfehler ganz oder teilweise zum Verschwinden bringen.

Beispielsweise müssten die Linsenquerschnitte idealerweise parabolisch sein, damit sich alle, also auch die im Randbereich einer Linse einfallenden Lichtstrahlen, im gleichen Brennpunkt schneiden. Der tatsächlich meist kreisförmige Querschnitt der Linsen führt zur sogenannten sphärischen Aberration, durch die das scharfe Bild von einem unscharfen Bild überlagert wird. In Weichzeichnerobjektiven ist dieser Abbildungsfehler bewusst nicht korrigiert, aber im Normallfall ist die trotz Korrektur verbleibende Restunschärfe unerwünscht. Schließt man nun die Blende etwas, so können am Rand einfallende Lichtstrahlen nichts mehr zur Bildentstehung beitragen und das Bild wird daher schärfer. Auch die Abschattung des Bildes in den Ecken (Vignettierung) betrifft vor allem die am Rand einfallenden Lichtstrahlen und wird daher durch Abblenden verringert. Dagegen hat die Blende weder auf die Farbsäume verursachende chromatische Aberration noch auf die Verzeichnung Einfluss.

Durch Abblenden steigt also die Schärfe, aber das bedeutet nicht, dass die kleinste Blende das schärfste Bild erzeugen würde. Die Blende wirft keinen scharf begrenzten Schatten; vielmehr wird das am Rand der Blendenöffnung einfallende Licht teilweise in die Schattenzone gebeugt. Diese Beugungserscheinungen äußern sich wiederum in einem Verlust an Schärfe, und sie wirken sich um so stärker aus, je weiter die Blendenöffnung geschlossen wird. Hierfür ist die tatsächliche, in Millimetern gemessene Blendenöffnung maßgeblich, nicht die Blendenzahl, die das Verhältnis zwischen dem Blendendurchmesser und der Brennweite ist. Bei digitalen Kompaktkameras mit ihren vergleichsweise kurzen Brennweiten ist auch die Blendenöffnung kleiner als bei Kleinbildkameras, weshalb sich Beugungseffekte schon bei f11 bemerkbar machen, während man die Objektive von Kleinbildkameras auf f22 und mehr abblenden kann. Aus diesem Grund endet die Blendenreihe bei Kompaktkameras meist schon bei f8.

Während also einerseits das Abblenden schärfemindernde Abbildungsfehler reduziert, vergrößert es den Einfluss der Beugungseffekte, die wiederum die Schärfe verringern. Zwischen dem Maximum und dem Minimum der Blendenöffnung gibt es einen optimalen mittleren Blendenwert, bei dem die Schärfe am größten ist. Bei Kleinbildkameras liegt dieser „sweet spot“ typischerweise bei f5.6 oder f8, bei vielen Digitalkameras jedoch bei einer größeren Blende wie f4, da sich bei weiterem Abblenden bereits Beugungserscheinungen bemerkbar machen.