Heißt es Schärfentiefe oder Tiefenschärfe?

Um es kurz zu machen: Die richtige Antwort ist „Schärfentiefe“ – gemeint ist schließlich die Tiefenausdehnung der Schärfenzone, nicht die Schärfe in der Tiefe. Diese Ansicht brauchte allerdings rund hundert Jahre, um sich durchzusetzen.

Die Geschichte der konkurrierenden Bezeichnungen für dieselbe Sache lässt sich mit Googles Ngram-Viewer nachverfolgen, mit dem man nach der Häufigkeit des Auftretens bestimmter Ausdrücke in einem Textkorpus suchen kann – in diesem Fall in deutschsprachigen Büchern aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert, die Google digitalisiert hat.

Erst spät konnte sich „Schärfentiefe“ (blau) gegenüber dem älteren Begriff „Tiefenschärfe“ (rot) durchsetzen. (Quelle: Google Books nGram Viewer)

Das Wort „Tiefenschärfe“ geht auf das 19. Jahrhundert und damit die Anfangszeit der Fotografie zurück; um 1890 tauchte es erstmals in Büchern auf. Dagegen wurde „Schärfentiefe“ erst im 20. Jahrhundert langsam gebräuchlich, konnte sich aber zunächst nicht gegenüber der „Tiefenschärfe“ durchsetzen. Um die Jahrtausendwende begann dann der rasante Aufstieg der „Schärfentiefe“; 2006 überholte sie den Rivalen, der danach zunehmend seltener gebraucht wurde.

Aber auch mit der „Schärfentiefe“ ging es ab etwa 2012 bergab, wenngleich ihre Führung bis heute unangefochten geblieben ist. Man könnte vermuten, dass der Rückgang des Verkaufs „richtiger“ Kameras und der Aufstieg der Smartphones das Interesse an solchen Konzepten schwinden ließ: Wer mit dem Handy fotografiert, interessiert sich vermutlich nicht für Feinheiten der Fototechnik. Nur in Fotoforen und in den sozialen Medien streitet man sich bis heute darüber, welcher Begriff zu bevorzugen sei.