Wie kann man die Blitzleistung reduzieren?
Bei Systemblitzgeräten wie bei Studioblitzanlagen gilt eine hohe Leistung als erstrebenswert, aber oft wird gar nicht so viel Licht benötigt, wie der Blitz abgeben könnte, und dann möchte man seine Leistung reduzieren. Wie das geschieht und welche Auswirkung das leider auf die Farbtemperatur des Blitzes hat, hängt von der jeweiligen Konstruktion ab.

Der Kondensator eines Blitzgeräts wird zunächst aufgeladen und entlädt sich dann durch die Blitzröhre, wenn diese zündet und darin ein elektrisch leitfähiges Plasma entsteht.
Das Erzeugen des Blitzlichts funktioniert bei Systemblitzgeräten wie bei Studioblitzanlagen auf die prinzipiell gleiche Weise. Die elektrische Energie für den Blitz wird durch Laden eines Kondensators bereit gestellt, wofür die Spannung der Batterien oder Akkus von wenigen Volt auf mehrere hundert Volt transformiert wird. Diese Energie bleibt auch dann gespeichert, wenn der Blitz schon lange ausgeschaltet ist – selbst der Kondensator einer Kompaktkamera kann einem unvorsichtigen Bastler einen schmerzhaften Schlag versetzen, wenn er sie aufschraubt.
Der Blitz wird von einer Gasentladungslampe erzeugt, in der statt des Glühdrahts einer Glühlampe ein elektrisch leitendes Plasma leuchtet: Die Blitzröhre wird gezündet, aus ihrer Edelgasfüllung entsteht das Plasma, über das die Ladung des Kondensators abfließen kann, und dieser Strom erzeugt ein gleißend helles Licht. Während sich der Kondensator entlädt, nehmen die Spannung und der Strom ab; das Licht wird schwächer, bis der Strom nicht mehr ausreicht, um das Plasma aufrechtzuerhalten, und die Blitzröhre verlöscht wieder.
Zum Steuern der Blitzbelichtung muss man die vom Blitz abgegebene Leistung anpassen, und es gibt verschiedene Methoden, eine geringere als die maximal mögliche Leistung abzurufen. Eine einfache Lösung besteht darin, den Blitzkondensator von vornherein nicht bis zu dessen voller Kapazität zu laden, so dass auch nur eine kleinere Ladung über die Blitzröhre abgeleitet wird. Dies ist die traditionelle Methode, mit der die Leistung von Studioblitzanlagen heruntergeregelt wird.
Systemblitzgeräte passen ihre Leistung auf andere Weise an. Sie laden den Blitzkondensator stets vollständig, können das Entladen aber mit einem elektronischen Schalter abrupt unterbrechen, sobald die gewünschte Lichtmenge abgegeben worden ist. Die nicht benötigte elektrische Energie bleibt im Kondensator gespeichert und steht für den nächsten Blitz bereit. Wenn Sie auf die volle Leistung verzichten, können Sie daher eine extrem hohe Blitzfrequenz erreichen – so lange, bis der Kondensator vollständig entladen ist.

Bei Studioblitzanlagen und Systemblitzgeräten wird die Leistung auf unterschiedliche Weise reduziert, was auch zu unterschiedlichen Farbverschiebungen führt.
Die Steuerung der Blitzleistung durch einen elektronischen Schalter hat den weiteren Vorteil, dass sich die Leistungsabgabe bis zuletzt ändern lässt. Die ersten TTL-Blitzsysteme maßen das Blitzlicht während der Belichtung und stoppten den Blitz, nachdem genug Licht eingefangen worden war. Aktuelle TTL-Systeme verwenden zwar eine Vorblitzmessung, die aber nur Sekundenbruchteile vor der Aufnahme erfolgt und keine Zeit lässt, danach noch den Blitzkondensator zu laden. Eine Studioblitzanlage ist dafür nicht reaktionsschnell genug.
Farbverschiebungen
Blitzlicht hat normalerweise eine tageslichtähnliche Farbtemperatur um 5500 K, aber tatsächlich ändert sie sich, während der Blitz abbrennt. Natürlich passiert das viel zu schnell, als dass man es sehen könnte, aber Sie kennen das Phänomen in seiner Zeitlupenversion von Halogen- oder Glühlampen: Wenn man deren Helligkeit herunter dimmt und weniger Strom durch den Glühdraht fließt, sinkt mit dessen Temperatur auch die Farbtemperatur – das Licht wird rötlicher. Ähnlich verhält sich die Blitzröhre, die zunächst mit einer hohen Farbtemperatur bläulich-weiß leuchtet. Während sich der Kondensator entlädt, sinkt die Farbtemperatur und kurz vor dem Verglimmen des Blitzlichts scheint es rötlich. Erst im Mittel über die gesamte Abbrennzeit des Blitzes ergibt sich eine Farbtemperatur, die dem Tageslicht entspricht.

Der Blaustich der aus kurzer Distanz angeblitzten Alufolie entstand, weil die Blitzabgabe zur Reduzierung der Leistung nach kurzer Zeit beendet wurde – das rötlichere Licht der verglimmenden Blitzröhre fehlt hier.
Damit ist es jedoch vorbei, sobald Sie die Leistung reduzieren. Wenn eine Studioblitzanlage eine Teilleistung abrufen soll, wird ihr Kondensator nicht vollständig geladen, was bei der Entladung dazu führt, dass Spannung und Strom von Anfang an geringer sind. Auch die Farbtemperatur ist schon beim Helligkeitsmaximum relativ niedrig; im Ergebnis ist das Blitzlicht um so rötlicher, je geringer die gewählte Leistung ist.
Bei einem Systemblitz ist es umgekehrt: Die Farbtemperatur ist zunächst sehr hoch, aber wenn der elektronische Schalter den Stromkreis unterbricht, wird die Schlussphase der Blitzentladung unterdrückt, in der die Farbtemperatur niedrig ist. Die mittlere Farbtemperatur ist um so höher, je geringer die Leistung sein soll und je schneller daher die Blitzentladung abgebrochen wird.
Beide Effekte sind gleichermaßen unerwünscht. Manche Hersteller von Studioblitzanlagen versprechen eine konstante Farbtemperatur bei allen Leistungseinstellungen, und der Schlüssel dazu liegt in der geschickten Kombination beider Arten der Leistungsreduzierung. Zunächst wird der Kondensator nicht vollständig geladen, so dass weniger Licht mit hoher Farbtemperatur erzeugt wird. Damit erreicht die Blitzanlage aber erst einen Teil der vorgegebenen Leistungsreduzierung; für den zweiten Teil wird die Blitzentladung schon vor dem Verglimmen unterbrochen, womit sich auch der Anteil des Lichts mit niedriger Farbtemperatur reduziert. Im Ergebnis bleibt die durchschnittliche Farbtemperatur unabhängig von der Leistung konstant.
mjh, 18. September 2025, 08:00 Uhr